Politik
Wie weiter mit der Deponie in Großörner?
Genehmigungsverfahren zur Deponie Freiesleben Schacht Großörner geht in die nächste Runde
06. Oktober 2020
06.10.2020
Schotterwerk der Firma Martin Wurzel HTS Baugesellschaft mbH
Großörner. In direkter Nähe zum Ortsteil Großörner der Stadt Mansfeld baut die Firma Wurzel Bau seit über 20 Jahren eine Kegelhalde ab, um Baumaterial zu gewinnen. Für diese, nun ehemalige, Halde wurde nun ein Antrag zum Betrieb einer Deponie gestellt. Nachdem es in der ersten Runde 2017/18 bereits umfangreiche Einwendungen der Anwohner, der Stadt Mansfeld, eines Umweltnetzwerkes und des BUND Sachsen-Anhalt gab, wurde dem Antragsteller die Möglichkeit gegeben, seinen Antrag zu überarbeiten. Der neue Antrag lag im August für die Öffentlichkeit aus. Wieder sind viele Einwendungen abgegeben worden. So beteiligen sich in dieser Runde unter anderem auch der Arbeitskreis Hallische Auenwälder und die Naturfreunde Sachsen-Anhalt.Allein die gemeinsame Stellungnahme der Kreisgruppe Mansfeld-Südharz und des Landesverbandes Sachsen-Anhalt umfasst 17 Seiten. So weist der BUND darauf hin, dass durch die geologische Situation aus nicht dokumentiertem Altbergbau und Sandsteinen eine Abführung des belasteten Sickerwassers durch die unter der geplanten Deponie verlaufenden historischen Entwässerungsstollen überaus wahrscheinlich ist. Hier ein Auszug aus dieser Erwiderung: „Die Firma Martin Wurzel HTS Baugesellschaft mbH hat sich durch den Betrieb desBaustoffwerkes als nicht zuverlässig erwiesen. Sie wird ihrer Verantwortung gegenüber derGesellschaft nicht gerecht, indem sie insbesondere hinter dem erforderlichen Schutz von Menschen und der Umwelt zurückbleibt. Die Verantwortung der Vorhabenträgerin gegenüber der Gesellschaft wird nicht erkennbar wahrgenommen, es wird keine Rücksicht auf Mensch und Umwelt genommen. Es werden die Werte des Abstandserlasses in Bezug auf die ca. 350 m entfernte Kindertagesstätte ‚Bummi‘ sowie das ca. direkt benachbart davon gelegene Freibad ‚Mühlenbad Großörner‘ nicht eingehalten. Zudem bezieht das Freibad zum Teil Wasser aus dem Fuchsbach, welchem der Betreiber ebenfalls Wasser entnehmen will. Es ist zu befürchten, dass für die betroffenen Anwohner unzumutbare Beeinträchtigungen durch Lärm und Luftschadstoffe entstehen.“Als Antwort auf die berechtigten Einwendungen der Bürger wurde in der ersten Runde immer sinnentsprechend geantwortet:„Die Situation der Einwohner vor Ort ist bereits heute sehr schlecht und wird sich somit nichtweiter verschlechtern.“ Auf den damaligen Einwand des BUND, dass es auf der beanspruchten Fläche Horste des roten Milans und anderer Greifvögel gibt wurde geantwortet: „Im Turm des historischen Schachtgebäudes konnte ein brütender Turmfalke festgestellt werden. Für Rotmilane fehlen die entsprechenden Gehölze.“ Was war inzwischen geschehen? Alle in Frage kommenden Bäume mussten leider zur Sicherung der Halde entfernt werden. Welch ein Zufall! Folgende Antwort auf die Erwiderung des BUND dazu:
„Im Kapitel 6.3 ist aufgeführt, dass als Kompensationsmaßnahme für die entstehenden Eingriffe die Herstellung einer Initialpflanzung von Gebüschen stickstoffreicher Standorte aufdem abgedeckten Haldenkörpervorgesehen ist.“ Das bedeutet, dass nach Abschluss der Deponiearbeiten (in 25 Jahren) dazu Kompensationen erfolgen werden. Der Antrag offenbart, dass sich der Antragsteller in menschenverachtender Weise verhalten hat. Eine Änderung ist nicht zu erwarten. Der BUND Sachsen-Anhalt und die Kreisgruppe Mansfeld-Südharz stellen fest, dass die ehemalige Halde Freiesleben-Schacht Großörner für den Betrieb einer Deponie völlig ungeeignet ist. Bestehende Einlagerungen sollten vollständig entfernt, Mutterboden aufgeschüttet und das ehemalige Abbaugebiet mit Bäumen bepflanzt werden.
Hans-Jürgen Paasch