Politik

LINKE. gedachte der Befreiung von Faschismus und Krieg vor 77 Jahren

sowj. Soldatenfriedhof in Eisleben

sowj. Soldatenfriedhof in Eisleben

MSH.
Etwa 20 Frauen und Männer versammelten sich am heutigen 8. Mai, dem 77. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg an den beiden sowjetischen Soldaten - Friedhöfen in der Lutherstadt Eisleben.

Eingeladen hatten der Kreisverband der Linken Mansfeld-Südharz.

Außerdem gab es noch eine weitere Gedenkveranstaltung für die Opfer der Nazidiktatur am Gedenkstein vor der Heimkehle in Uftrungen.

Hauptrednerin in Eisleben war die Landrätin a.D. Frau Dr. Angelika Klein. Nach ihrer sehr emotionalen Ansprache, welche wir hiermit s.u. veröffentlichen, legten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Blumengebinde und einzelne rote Nelken auf die Gräber der in Eisleben gefallenen und verstorbenen sowjetischen Befreier.

von Holger Hüttel





Rede von Dr. Angelika Klein:

"Heute vor 77 Jahren war in Europa Frieden. Die letzten Festungen der deutschen Wehrmacht kapitulierten, endlich. Der Zweite Weltkrieg endete in Europa mit einer bedingungslosen Kapitulation Deutschlands.

Die Deutschen brachten bis zum letzten Tag die Kraft zur Selbstbefreiung nicht auf. Bis zum bitteren Schluss leisteten sie ihrem "Führer" Gefolgschaft. So war die bedingungslose Kapitulation für die Deutschen zuerst Niederlage und nur für wenige Befreiung.

Doch mit der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation atmeten die Völker Europas auf. Für sie war ein Krieg zu Ende, dessen Ausmaße, Zerstörungen und Opfer alles bis dahin Gekannte übertraf. Mit dem Großdeutschen Reich war ein verbrecherisches System niedergerungen, dessen Weltherrschaftspläne und Herrschaftspraxis sowie Rassenwahn die menschliche Zivilisation infrage gestellt hatten. In das kollektive Bewusstsein Europas gingen diese Tage deshalb nicht allein als das Ende des Krieges, sondern vor allem als Tage des Sieges und der Befreiung ein.

Die Frage in diesem Krieg war, ob es in der Menschheit künftig noch so etwas wie Zivilisation geben wird oder ob eine faschistische Diktatur alles Menschliche unterdrückt und zerschlägt. Hätte der deutsche Faschismus gesiegt, wären zu den 55 Millionen Toten noch hunderte Millionen dazugekommen, denn geplant war die Ausrottung ganzer Völker. Und insofern ist der 8. Mai 1945 eine Zäsur in der Geschichte der Menschheit.

Die Alliierten weltweit feiern heute den 8. Mai oder auch den 9. Mai.

Für uns Deutsche ist dieser Tag heute ein Tag des Gedenkens und des Mahnens. Das war nicht immer so.

Das Ende des Krieges war 1945 für die Mehrheit der Deutschen keine Befreiung. Sie hatten das Hitlerregime nicht nur 1933 demokratisch gewählt, sondern es bis zur letzten Minute mitgetragen. Manche wollten nach dem Krieg einfach nur vergessen, viele fühlten sich als Opfer der Alliierten und vergaßen dabei, dass die Ursachen für Flucht, Vertreibung und Gewalt nicht im Zweiten Weltkrieg lagen, sondern im 30. Januar 1933. Nur sehr wenige haben vergleichsweise widerstanden.

Unsere Erinnerung heute ist mit dem Dank an die Alliierten verbunden. Es war eine ganz besondere Allianz, die hier entstanden war: die Sowjetunion, die USA, Großbritannien, Frankreich und ihre Verbündeten kämpften gemeinsam gegen die Aggressoren Deutschland, Italien und Japan. Trotz grundsätzlicher verschiedener geopolitischer Strategien, Ideologien und Wirtschaften.

Heute stehen wir an den Gräbern sowjetischer Soldaten, wir wissen nicht, waren es Russen, Ukrainer, Armenier oder Kirgisen. Die Rote Armee war eine Vielvölkerarmee. Trotz nationaler Spannungen in der Sowjetunion war für die übergroße Mehrheit der Sowjetbürger:Innen die Verteidigung der Heimat entscheidend. Und sie haben sie unter großen Opfern erfolgreich verteidigt. Allein 27 Millionen Menschen ließen ihr Leben.

Und trotzdem ist unser Gedenken überschattet. Es ist wieder Krieg und Russland ist der Aggressor. Täglich sterben Menschen im Kampf, durch Bomben und Granaten in der Ukraine.

Städte und Dörfer sind zerstört. Die Lebensgrundlage für viele ist vernichtet. Ukrainerinnen und Ukrainer sind auf der Flucht.

Hatten wir Jewtuschenkos Zeilen “Meinst du die Russen wollen Krieg“ zu sehr verinnerlicht?

Es gibt angesichts des Krieges viele Fragen.

Wir werden uns ihnen stellen müssen.

Aber und dafür danke ich allen die heute gekommen sind, der 8. Mai 1945 sollte für uns trotz allem ein Mahn- und Gedenktag sein. Es war ein Friedenstag für die Völker Europas, zu denen auch die Sowjetunion gehörte.

Krieg muss geächtet werden, es gibt keine gerechten Kriege wohl aber Verteidigungskriege.

Ich danke Ihnen.




Hier das übersetzte Gedicht von Jewgeni Jewtuschenko von 1961:

Meinst du, die Russen wollen Krieg?
Befrag die Stille, die da schwieg
im weiten Feld, im Pappelhain,
Befrag die Birken an dem Rain.
Dort, wo er liegt in seinem Grab,
den russischen Soldaten frag!
Sein Sohn dir drauf Antwort gibt:
Meinst du, die Russen wollen Krieg?

Nicht nur fürs eig'ne Vaterland
fiel der Soldat im Weltenbrand.
Nein, daß auf Erden jedermann
in Ruhe schlafen gehen kann.
Holt euch bei jenem Kämpfer Rat,
der siegend an die Elbe trat,
was tief in unsren Herzen blieb:
Meinst du, die Russen wollen Krieg?

Der Kampf hat uns nicht schwach gesehn,
doch nie mehr möge es geschehn,
daß Menschenblut, so rot und heiß,
der bitt'ren Erde werd' zum Preis.
Frag Mütter, die seit damals grau,
befrag doch bitte meine Frau.
Die Antwort in der Frage liegt:
Meinst du, die Russen wollen Krieg?

https://de.wikipedia.org/wiki/Meinst_du,_die_Russen_wollen_Krieg%3F

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