Politik

Gedenken an den Blutsonntag vor 92 Jahren in der Lutherstadt Eisleben

Beide Redner betonen ein "NIE WIEDER" und ein Aufruf am 23. Februar wählen zu gehen, für ein friedliches und demokratisches Miteinander!

Redner: BM Carsten Staub und Direktkandidat BT Matthias Schütz

Redner: BM Carsten Staub und Direktkandidat BT Matthias Schütz

MSM - Lutherstadt Eisleben.

Etwa 30 Antifaschistinnen und Antifaschisten versammelten sich Heute zur diesjährigen Gedenkveranstaltung anlässlich des 92. Jahrestages des Eisleber Blutsonntags auf dem Alten Eislebener Friedhof. Eingeladen hatte hierzu der Kreisverband der Partei Die Linke Mansfeld-Südharz.
Die beiden emotionalen Reden von Matthias Schütz, Bundestagsdirektkandidat für den hiesigen Wahlkreis der Partei Die Linke sowie Carsten Staub, dem Bürgermeister der Lutherstadt veröffentlicht die Mansfeller Zeitung im nachfolgenden.



Rede vom Bürgermeister Carsten Staub:


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

heute stehen wir hier, um der Opfer des Eisleber Blutsonntags zu gedenken — Walter Schneider, Hans Seidel und Otto Helm.
Drei junge Männer, deren Leben am 12. Februar 1933 gewaltsam beendet wurde, weil sie für ihre Überzeugung eintraten.
Ihr Tod steht als Mahnmal für das, was geschehen kann, wenn Hass und Fanatismus die Oberhand gewinnen.
Die Geschichte lehrt uns: Demokratie ist kein Selbstverständnis. Sie ist ein kostbares Gut, das verteidigt, gelebt und immer wieder erneuert werden muss.
Was damals in Eisleben geschah, war kein Einzelfall, sondern Ausdruck einer Entwicklung, die Deutschland in die dunkelsten Jahre seiner Geschichte führte.
Heute, fast ein Jahrhundert später, erkennen wir beunruhigende Parallelen: Die politische Debatte wird zunehmend von Spaltung und Radikalisierung geprägt, Hass kehrt in Worte und Taten zurück und demokratische Werte werden infrage gestellt.
Doch, wir haben eine Wahl — und damit Verantwortung. Am 23. Februar bestimmen wir bei der Bundestagswahl über die Zukunft unseres Landes. Lassen Sie uns die Erinnerung an den Eisleber Blutsonntag nicht nur als Gedenken begreifen, sondern als Auftrag:
Lassen wir nicht zu, dass Gewalt, Hetze und Intoleranz wieder einen Platz in unserer Gesellschaft finden. Stehen wir gemeinsam ein für Respekt, für Vielfalt, für eine Demokratie, in der Meinungsverschiedenheiten mit Argumenten ausgetragen werden, nicht mit Fäusten oder Waffen.
Die beste Antwort auf die Schrecken der Vergangenheit ist eine wehrhafte, starke und lebendige Demokratie. Eine Demokratie, die sich nicht einschüchtern lässt, sondern in der Menschen sich einmischen, mitgestalten und Verantwortung übernehmen.
Walter Schneider, Hans Seidel und Otto Helm hatten keine Stimme mehr, als das Unrecht über sie hereinbrach.
Wir aber haben eine. Lassen Sie uns sie nutzen — durch unsere Haltung, durch unser Engagement und durch unsere Wahlentscheidung.
Für ein friedliches, demokratisches Miteinander. Für eine Zukunft ohne Angst.
Und für eine Stadt, die sich erinnert — nicht, um in der Vergangenheit zu verharren, sondern um aus ihr die richtigen Lehren zu ziehen.
Danke.


Rede vom Direktkandidaten im Bundestagswahlkreis 73 für die Partei Die Linke Matthias Schütz:

„Es fing nicht mit Gaskammern an.
Es fing an mit einer Politik die von WIR gegen DIE sprach.
Es fing an mit Intoleranz und Hassreden.
Es fing an mit der Aberkennung von Grundrechten.
Es fing an mit brennenden Häusern.
Es fing an mit Menschen die einfach wegschauten.“
Diese starken Worte aus unbekanntem Munde machen mich immer sehr nachdenklich, wo wir uns gerade im gesellschaftlichen Miteinander befinden.

Liebe Genossinnen und Genossen, Werte Gäste,

Sehr geehrter Bürgermeister der Lutherstadt Eisleben Carsten Staub,
hat uns die Geschichte nicht aufgezeigt, was Hass, Ausgrenzung und letztlich unmenschlicher Wahnsinn anrichten können?
Leid mussten auch viele Familien und Angehörige am 12. Februar 1933 bei einer Veranstaltung, welche eigentlich ein neues Lebensereignis zukunftsgerichtet und freudig einläuten soll, in Eisleben erfahren.
Getrieben durch brutale Gewalt und einem abscheulichen Menschenbild, machten sich SS- und SA-Männern am 12. Februar zu einem „Propagandamarsch“ auf. Sie überfielen eine Turnhalle, die hinter der KPD-Geschäftsstelle gelegen war, in der Zeißingerstraße.
Dort fand zu diesem Zeitpunkt eine KPD-Jugendweiheveranstaltung statt. Sie erschlugen Hans Seidel, Otto Helm und Walter Schneider brutal.
Viele Verletzte und Schwerverletzte mussten an diesem Tag beklagt werden.
Mit Schusswaffen und Spaten fielen hunderte Nazis über die Menschen her und richteten ein Blutbad an. Diese abscheuliche Tat in Eisleben sowie vieler Orts in ganz Deutschland, zeigt die hässliche Fratze des Nationalsozialismus.
Dieser Tag, der Eislebener Blutsonntag, soll uns eine Mahnung sein.
Ich kann mir diese menschenverachtende Tat kaum vorstellen und finde es schrecklich, was am 12. Februar hier in Eisleben geschehen ist.
Wenige Tage später brannte der Reichstag und die jagt auf Menschen wie dich und mich, welche nicht in das absurde Weltbild der Nazis passten, wurden verfolgt, entrechtet, misshandelt und ermordet.
Heute wissen wir, dass 70 Millionen Menschen letztlich im 2.Weltkrieg ums Leben kamen. Aufgrund einer Maschinerie, die nur von einem angetrieben wurde, nämlich von Hass.
Zur Verdeutlichung möchte ich ein Zitat von Hannah Arendt, einer jüdischen Publizistin vortragen:
„Das Böse (…) kann die ganze Welt verwüsten, (…) weil es wie ein Pilz an der Oberfläche weiterwuchert. Tief aber und radikal ist immer nur das Gute.“
Wir sind verpflichtet, dass dieses Leid des Verbrechens von Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus, niemals in Vergessenheit gerät. Es muss in jeder Generation bei Erzählungen verdeutlicht werden, was passieren kann, wenn die Wachsamkeit in der Gesellschaft aber auch bei jedem Einzelnen endet.
Ich möchte nun unseren Blick auf die Gegenwart richten.
Wenn ich mir heute die politischen Akteure der neuen Rechten in Deutschland anschaue in dem offen Remigration, Entstaatlichung oder letztlich, wie im Wahlkampf in Karlsruhe, Menschen, welche einen Migrationshintergrund besitzen, ein Abschiebeticket im Briefkasten eingeworfen bekommen, zeigt es mir auf, dass wir uns längst im anfangs vorgetragenen Zitat befinden.
Die neue Rechte, die AfD, macht nicht halt, aufzuzeigen, noch in Wort und Schrift das Andersdenkende, Andersaussehende, fühlende oder handelnde nicht willkommen sind, in ihrem nationalen Deutschland.
Die Verlockung, durch Ausgrenzung und plumpen Populismus, Wählerstimmen zu erhaschen scheint groß zu sein.
Parteien mit dem C im Namen, welcher auf christlich verweisen soll, machen längst im Wettkampf gegen die Schwächsten in unserer Gesellschaft mit.
Dieses „nach unten treten“ muss schleunigst ein Ende haben! Stattdessen müssen die Sorgen und Nöte der Menschen wieder ernst genommen und Sicherheiten angeboten werden.
Ein Wettkampf der Abscheulichkeit können wir, als Demokratinnen und Demokraten nicht gewinnen.
Mein Apell kann daher nur lauten, mehr Miteinander wagen, Vorurteile abbauen, Hoffnung anbieten und die Zukunft besser machen.
Und zum Schluss noch ein Zitat von Mahatma Gandhi
„Gutes kann niemals aus Lüge und Gewalt entstehen“
Wir als demokratische Linke, sind uns bei einem Punkt ganz sicher, bei allen Schwierigkeiten im politischen Alltag darf eins nicht abhandenkommen: die Menschlichkeit.
Danke

Holger Hüttel

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